Ergebnis ist nicht alles

Mit 30 PS einmal quer durch Deutschland – das erinnert den Autor an seine Anfänge als Autofahrer, als er ähnlich motorisiert solche Strecken auch mehrfach gefahren ist. Zwar war bei uns damals auch das Auto alt, aber wir waren wenigstens noch jung. Damit erschöpfen sich aber auch schon die vermeintlichen Gemeinsamkeiten mit dem Team Hans-Jürgen Kirschbaum (Bochum, Ecurie Aix-la-Chapelle) und Hartmut Sohn (Detmold, MSC Hermannsdenkmal), eines der 197 Teams der Olympia Rallye 72 Revival 2022.

Olympia Rallye 8

Damals war der Klimawandel noch nicht im Fokus und vor allem auch nicht so spürbar. Wir forderten noch mehr Sommer, während dieses Jahr bei über 50 Grad im kleinen BMW 700 das Team quasi schon per Niedrigtemperatur auf dem Weg nach München gegart wurde. Zum Glück sind die Bayern bei aller Andersartigkeit keine Kannibalen – sonst wären sie im Ziel verspeisefertig angekommen;)

Genug der hinkenden Vergleiche. Immerhin ging es bei dem Revival der legendären Olympia Rallye 72 von Kiel nach München um einen Oldtimer-Wettbewerb über eine Strecke von über 2.000 Kilometern – verteilt auf 6 Tage. Höchstgeschwindigkeiten wurden im Gegensatz zu 1972 nicht gefordert, aber dafür mussten die Vorgabezeiten möglichst exakt gefahren werden – Sekundenbruchteile konnten hierbei schon entscheidend sein.

Olympia Rallye 9

Das Team Kirschbaum/Sohn war deshalb auch mit großen Erwartungen gestartet und das interne Ziel, sich möglichst im Ziel unter den besten Zehn zu platzieren, war durchaus nicht abgehoben. Immerhin lag der Schwerpunkt bei der Olympia-Rallye auf besagten Zeitprüfungen und bei entsprechenden Meisterschaften fährt das Team auch 2022 vielfach auf den vorderen Plätzen mit.

Dass es dann doch anders kam, gehört auch zum Sport. Da war zum einen die Dampfblasenbildung im Vergaser, die immer wieder Zwangspausen erforderlich machten. Erst nachdem eine Zwangsentlüftung des Motörchenraums improvisiert wurde, war das Problem nicht mehr existent. Sehr existent waren dafür aber die ersten maximalen Fehlerpunkte. Hinzu kamen auch individuelle Fehler. Die Zeitprüfungen mit dem Tablet als Hilfsmittel wurden nicht so exakt gefahren, wie ansonsten üblich, sodass das Team später die Methode umstellte. Und manchmal fehlten ganz einfach auch die PS, um die Zeitvorgaben exakt erfüllen zu können. Letztendlich waren das aber nur einige Bausteine für das enttäuschende Abschneiden. Die weiteren Analysen stehen noch aus.

Und so dauerte es bis zum letzten Tag, bis das Team sich gefunden hatte und mit Platz 17 in der Tageswertung endlich auch in die Regionen kam, in denen man sich vor der Veranstaltung auch gesehen hatte. Natürlich ist der Platz 104 in der Gesamtwertung enttäuschend, aber Spaß gemacht hat die Veran-staltung trotz allem. Beispielsweise auf der Sandbahn in Plattling und auf dem Speedway in Lands-hut wurde gezeigt, dass man auch mit 30 PS zaubern kann. Und das Team hatte überall sowohl von den Zuschauern als auch von den Mitbewerbern viel Anerkennung bekommen. Das baute dann auch immer wieder auf.

Olympia Rallye 10

Leider erfüllte das Rahmenprogramm nicht immer den hohen Anspruch der Veranstaltung. Aber als Team mit der niedrigen Startnummer 17 war sowieso nicht so soviel Zeit für ein Abendprogramm. Häufig hieß es Aufstehen um 4 Uhr und Start kurz nach 6 Uhr.

Dass Hans-Jürgen Kirschbaum „on the fly“ auch gleich mehrfach bei anderen Teilnehmern Pannenhilfe geleistet hatte, gehört zum fairen Grundverständnis eines Sportsmannes.

Fazit

Ergebnis ist nicht alles. Was in Erinnerung bleibt, sind eine anspruchsvolle und anstrengende Veranstaltung und ein begeistertes Publikum.

Noch einige Worte am Abschluss: Die Veranstaltung unterstützt zur Kompensation ein Aufforstungsprojekt im Harz. Durch Geldspenden für fünf ausgesuchte Projekte (Motto: „Oldtimer“ unterstützen sozial benachteiligte „Youngtimer“) zeigt der Veranstalter zudem soziale Verantwortung.

Einen ausführlichen Bericht von Bernhard Stein über das andere Ecurie-Team Keuser/Stein im Triumph TR 250 findet ihr gesondert in Bericht I.

Autor: Martin Landrock auf Basis eines Interviews mit Hans-Jürgen Kirschbaum
Bilder: Olympia Rallye Revival 2022

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