Zur Erinnerung an die Olympiade 1972 und die damals als einmaliges Motorsport-Event die Austragungsorte Kiel und München verbindende Rallye fand jetzt ein Olympia-Rallye'72 Revival statt. Auf einer Streckenlänge von 2300 km mussten die knapp 200 Teams aus acht Nationen in sechs Tagen teils identische Prüfungen der 1972er Olympiarallye fahren, wenn auch nicht wie damals auf Bestzeit.

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Rallyelegende Walter Röhrl, der bei der Rallye vor 50 Jahren bekannt wurde und damit den Grundstein für seine Karriere legen konnte, nahm mit mehreren Teams in früher von ihm benutzen Rallyefahrzeugen teil, wenn auch ausserhalb der Wertung. Er war an jedem Pausenstop ständig von Menschenmassen umzingelt und gab geduldig Interviews, ließ sich mit seinen Bewundern gemeinsam fotografieren und gab unzählige Autogramme. An den Straßen innerhalb und ausserhalb der Ortschaften jubelten ihm, aber auch allen anderen Teilnehmern die Menschen voller Begeisterung zu.

Von der Ecurie Aix-la-Chapelle nahmen zwei Mitglieder an diesem einmaligen Ereignis teil. Rainer Keuser mit Beifahrer Bernhard Stein im Triumph TR 250 aus dem Jahr 1968 in der Oldtimerklasse sowie Hans-Jürgen Kirschbaum mit Beifahrer Hartmut Sohn im BMW 700 aus dem Jahr 1961 in der Rallyewagenklasse fanden sich am staubigen Kieler Wilhelmsplatz ein, der auch 1972 schon als Startort gedient hatte. Die sechs Tagesetappen führten zur VW-Autostadt Wolfsburg, dem historischen Rathaus Paderborn, der Motorworld Köln, dem Technikmuseum Speyer, dem Jahnstadion Regensburg und dem Zielort, der Motorworld München.

Unterwegs waren abseits der Straßen zum Teil spektakuläre Prüfungen zu absolvieren, so z.B. auf dem Hockenheimring, bei Flugplatzrennen oder der Sandbahn Platting. In Platting waren neben Walter Röhrl auch der Sieger der Olympia-Rallye 1972, Jean-Pierre Nicolas, die finnische Rallye-Legende Rauno Aaltonen, Rallye-Europameister Jochi Kleint und die beiden Söhne des im vergangenen Jahr verstorbenen Hannu Mikkola vertreten. Während den sechs Tagen bestanden die Wertungsaufgaben darin, entweder über längere Strecken gleichmäßig schnell oder zu genau festgelegten Zeiten sekundengenau an bestimmten Punkten zu sein sowie auch aus einer Mischung von Beidem.

Die 50 zu absolvierenden Prüfungen enthielten bis zu acht Zeitkontrollen und waren knifflig aufgebaut, sodaß man schnell die Orientierung verlieren konnte. Nur unter höchster Konzentration konnte man in den engen Zeitfenstern den richtigen Weg finden, nach einem kurzen Falschfahren war dies nicht zu schaffen. Aber auch reine Orientierungsetappen waren enthalten, bei denen man ebenfalls den richtigen Weg finden musste. Jederzeit musste man unterwegs auch mit geheimen Prüfungen rechnen, bei denen auf kleinsten Straßen kurz hinter einer Kurve eine blaue Startflagge auftauchte und man dann ohne anzuhalten innerhalb von 7 Sekunden die Zielflagge durchfahren musste. Besonders problematisch war die enorme Hitze, unter der sowohl die Teams wie auch Fahrzeuge gleichmassen litten. Längere Wartepausen vor dem Start einer Prüfung oder Städtedurchfahrten im Stop- and Go-Verkehr wurden so zur belastenden Tortur. Von den 193 gestarteten Fahrzeugen mussten fünfzehn aufgeben, sodass im Ziel noch 178 erschöpfte, aber strahlende Teams ankamen.

Bei den Wertungsergebnissen wurde zwischen zwei Altersstufen von 1950-1972 und 1973-1990 sowie zwischen Rallyefahrzeugen und Oldtimern unterschieden. Die jeweils ersten drei Teams dieser vier Klassen erhielten Pokale und analog dem olympischen Gedanken Gold-, Silber- und Bronzemedaillen. Rainer Keuser und Bernhard Stein erzielten in ihrer Klasse den beachtenswerten dritten Platz sowie 31. Platz Insgesamt und durften somit bei der Siegerehrung die Bühne betreten. Hans-Jürgen Kirschbaum und Hartmut Sohn erkämpften sich in ihrem 30-PS Wagen den respektablen 24. Platz in der Klasse und 104. Platz Insgesamt.

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Als absolute Besonderheit hatten sich die Veranstalter eine Klima–Neutralität der Veranstaltung auf die Fahnen geschrieben. So wurde bereits im Voraus der Ausgleichsbetrag für 117.400 kg CO2-Emissionen der Fahrzeuge bezahlt. Hiervon werden nach der Rallye im Harz brachliegende Flächen mit geeigneten Bäumen aufgeforstet. Alle Helfer der Rallye waren ehrenamtlich tätig und die Teilnehmer spendeten fleissig, sodaß insgesamt sieben soziale Projekte in an der Rallyestrecke liegenden Orten mit 72 Hundertern, also jeweils mit 7.200 € unterstützt werden können.

Weitere Informationen sind auf www.olympiarallye72.com zu finden.

Bernhard Stein

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