Zweimal musste die Coppa d’Europa wegen der Covid-Maßnahmen abgesagt werden. Dann entschlossen sich die Veranstalter den traditionellen Termin von Ende März auf Juni zu verschieben und endlich konnte die 16. Ausgabe der Coppa wieder laufen.

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Für die Ecurie startete auch unser Präsident Rainer Keuser. Zusammen mit Co Bernhard Stein zählten sie zu den Favoriten in der Klasse Coppa Sport.

Tobias Mattner und ich mussten diesmal mit unserem Alfa Romeo Alfetta in der Klasse Coppa Super starten. 2019 hatten wir bei unserem Debut – eigentlich war es nur mein Debut, denn Tobias war die Coppa schon häufig gefahren – die Klasse Coppa Sport auf Anhieb gewonnen, und so war der Wechsel in die etwas anspruchsvollere „Profi“-Klasse unumgänglich.

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Wie immer war der Start in den Niederlande, diesmal ganz in der Nähe zur deutschen Grenze in Vlodrop bei Roermond. Über 1.400 km durch Holland, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Tschechien und Österreich standen an drei Tagen auf dem Programm und wie bei der Coppa üblich wurde die Rallye für Fahrer und Beifahrer sehr anspruchsvoll.

Die erste Etappe am Donnerstag führte uns zur Mittagspause nach Luxemburg und diese Etappe hatte es in sich. Schon ganz zu Beginn gab es eine Fischgräte. Sowas bin ich seit 40 Jahren nicht mehr gefahren und dem entsprechend kam ich bei dieser Aufgabe auch ins Schleudern. Trotzdem lief es für uns insgesamt ziemlich gut und nachdem es in Luxemburg nochmal richtig kompliziert wurde, erreichten wir zur Mittagspause den Ort Heinerscheid.

Etappe 2 war dann deutlich entspannter. Sie führte durch die Eifel nach Lahnstein zur ersten Übernachtung. Aber da Fahrtleiter René Smeets für listige Tricks bekannt ist und keine Gelegenheit auslässt, Kontrollen in Ecken zu verstecken, darf man keine Sekunde ausruhen. 474 km und fast 12 Stunden Fahrzeit lagen in Lahnstein hinter uns.

Schon am Abend wurden die Zwischenergebnisse ausgehangen. In der Klasse Coppa Super führten Tobias und ich und in der Klasse Coppa Sport belegten Rainer Keuser und Bernhard Stein Platz 3. Nicht schlecht für den Anfang.

Rückblickend betrachtet empfinde ich den zweiten Tag als Tag an dem „Strecke gemacht“ wurde. Natürlich muss man bei der Coppa immer mit Überraschungen rechnen, aber alles in allem ging es an diesem Tag eher ruhig zu. Von Lahnstein verlief die Strecke durch den Taunus nördlich an Frankfurt vorbei, dann durch den Spessart, wo in der Nähe von Hammelburg die Mittagspause war.

Bei Hammelburg werden bei mir alte Erinnerungen wach: Wie oft bin ich in meiner aktiven Zeit als Rallye-Co über den Truppenübungsplatz Hammelburg gebrettert? Ich weiß es nicht mehr. Aber an einen Vorfall erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war mit dem legendären Eberhard Kromm unterwegs und in Hammelburg verließen wir, was bei Eberhard sehr, sehr selten vorkam, den Pfad der Tugend, will heißen: Wir landeten an einem Baum, frontal. Der Hundeknochen-Escort war danach ein Totalschaden, aber wir sind glücklicherweise nur mit heftigen Prellungen davongekommen.

Nach der Pause ging’s nördlich von Schweinfurt zunächst durch Unterfranken, dann durch Oberfranken bis zum Etappenziel in die Wagnerstadt Bayreuth. Landschaftlich war die Strecke sehr schön. Die Aufgabenstellung aus meiner Sicht eher leicht. 479 km nur über kleine und kleinste Straßen und 11 Stunden Fahrzeit bedeuteten aber auch an diesem Tag keinen Pappenstiel.

In der Wertung hatten wir unseren Vorsprung leicht ausbauen können. Rainer und Bernhard konnten sich von Platz 3 auf Platz 2 vorarbeiten. Für den dritten Tag war daher noch alles offen.

Der Samstag begann wie die ersten beiden um 7 Uhr mit dem Start des ersten Fahrzeugs. Wir konnten etwas länger schlafen, unsere Startzeit war 8:25 Uhr.

Von diesem Tag erwarteten wir die Entscheidung, denn nun führte die Strecke nach Tschechien. Aber zuvor ging es noch ca. 100 km durch die Oberpfalz. Aus meiner Sicht als Beifahrer und leidenschaftlicher „Franzer“ war das der Höhepunkt. Zwischen Bayreuth und Windischeschenbach ging’s richtig zur Sache. Jede Menge klein-klein-Gefranze, kaum länger geradeaus, jede Menge kleine Sträßchen und Wirtschaftswege. Das ist genau mein Ding. Könnte ich stundenlang machen.

Bei Bärnau dann der Übergang nach Tschechien. Die Straßen dort sind abseits der große Routen teilweise noch ziemlich rustikal und in dem ewigen Geruckel wird es für den Beifahrer schwierig die Karte korrekt zu lesen. Und so habe ich dann auch ein kleine Ecke übersehen und die Kontrolle ausgelassen. Bis zur Mittagspause in Klatovy hatten wir dann keine besonderen Vorkommnisse mehr.

Die letzte Etappe bis zum Ziel nach Linz führte uns dann in den Böhmenwald auf über 1100 m Höhe. Wunderbares Wetter und eine wirklich schöne Streckenführung begleiteten uns. Die Kontrollen waren überwiegend in Parkplatzecken oder vom Veranstalter manipulierten Kartenfehlern versteckt. Das hat uns aber kein Kopfzerbrechen gemacht.

Alles in allem war die Tschechien-Etappe leichter als befürchtet. Nach 482 km erreichten wir das Marriot-Hotel in Linz, wo am gleichen Abend noch die Siegerehrung stattfinden sollte.

Am Ergebnis hatte sich nichts mehr geändert. Wir konnten unseren ersten Platz noch mal ein bisschen ausbauen und wurden Gesamtsieger der Coppa d’Europa 2022. In der Klasse Coppa Sport belegten Rainer und Bernhard den zweiten Platz. Beide waren mehr als zufrieden mit dieser Platzierung.

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Fazit

Ich habe die Strecke anhand der vom Veranstalter herausgegeben Idealstrecke überprüft und kann bis auf eine Winzigkeit in der ersten Etappe nichts entdecken, was mich gestört hätte. 10 Kontrollen haben wir ausgelassen, das hört sich viel an. Bei vier Kontrollen war René Smeets einfach cleverer als ich und hat mich zurecht hereingelegt. Zwei Kontrollen habe ich in Ecken durch Unaufmerksamkeit verschlampt. Und weitere vier Kontrollen haben wir einfach übersehen, obwohl wir auf der Idealstrecke unterwegs waren. Das hört sich so an, als ob Tobias nicht aufgepasst hätte, aber der hat Augen wie ein Luchs und sieht Kontrollen lange bevor ich sie sehe. Vielleicht haben diese Kontrollen aber einfach nicht gestanden und wurden trotzdem gewertet. Ich weiß es nicht.

René Smeets und seiner gesamten Organisation muss ich jedoch ein dickes Lob aussprechen. In diesen schwierigen Zeiten eine so tolle Veranstaltung reibungslos auf die Beine zu stellen verdient großen Respekt. Bleibt nur zu hoffen, dass es unseren niederländischen Freunden weiterhin gelingt, die Coppa am Leben zu erhalten. Ich freue mich jedenfalls auf die Coppa d’Europa 2023.

Tino Schunk

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