Wir sind in wenigen Wochen am Ende der Saison 2012 – und dennoch hat es der „MSC Hermannsdenkmal Pivitsheide e.V. im ADAC“ trotz des immensen Veranstaltungsangebots geschafft, 99 Starter zu mobilisieren (Starterliste, Stand 16.08.2012). Interessant ist wieder einmal die Verteilung nach den drei Leistungskategorien.

In der Gruppe 1: Sportliche Oldtimerfahrt und Gleichmäßigkeitsrallye gehen lediglich 13 Teams an den Start, davon vier in der Klasse 3 (1961-1970) und acht in der Klasse vier (1971-1982). Die Gruppe 2: Tourensportliche Oldtimerfahrt sieht 30 Teilnehmer am Start, allerdings auch hier mit einer auffälligen Ungleichverteilung in den Klassen. Die Klasse 8 (1961-1970) ist mit neun, die Klasse 9 (1971-1982) mit 14 Fahrzeugen vertreten. Demgegenüber finden sich in der Klasse 7 (1946-1960) gerade einmal  vier Fahrzeuge. In der Gruppe 3: Touristische Oldtimer-Ausfahrt sind von 56 Teilnehmern 21 bzw. 22 in den Klassen 13 und 14 (Baujahre 1961-1970 bzw. 1971-1982) angesiedelt. Lediglich je zwei Vorkriegsmodelle sind in den Gruppen 2 und 3 am Start.
Fazit: einmal mehr bestätigt sich der schon in der gesamten Saison zu beobachtende Trend zu den jüngeren Baujahren, d.h. ab 1961 bis 1982 und hier insbesondere die Periode G (1971-1982).

Hinsichtlich der qualitativen Beschreibung der Leistungsanforderungen findet sich in der Ausschreibung der Text des Jahres 2012 unverändert. Festzuhalten ist: dieOrientierungsetappen sollen mittleren bis gehobenen Anforderungen entsprechen.

Die organisatorischen Rahmenbedingungen sind (soweit vom Veranstalter zu beeinflussen und zu verantworten) wie immer gleichbleibend gut. Ausdrücklich ausgenommen davon ist die erhebliche Wartezeit bis zum Aushang der Ergebnisse bzw. der Siegerehrung! Dazu später mehr.

Mit den Fahrtunterlagen gibt es immerhin 10 Seiten Text, davon im Sinne von Durchführungsbestimmungen acht Seiten. Gelegentlich sollte der Veranstalter Texte dieser Art auf ihren Aktualitätsbezug überprüfen. Während zum Beispiel bei der Fahrerbesprechung ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass es an der Strecke keine Zeitkontrollen gebe (ansonsten bei den meisten Veranstaltern üblich), wird unter Punkt 3. Kontrollen, der Unterpunkt „Zeitkontrollen“ (ZK) ausdrücklich beschrieben. In der Bearbeitung der Fahrtaufträge erweist sich im Tagesverlauf der Verzicht auf die Zeitkontrollen als ausgesprochen angenehm, enthebt sicherlich auch so manchen Teilnehmer vom „Zwang“, unverhältnismässig schnell zu fahren. Lediglich zum Abschluss der beiden Etappen sind zeitliche Vorgaben einzuhalten; dies ist allerdings ohne Probleme zu bewältigen.
Im Übrigen sind alle für die Aufgabenstellungen wichtigen Informationen sehr gut beschrieben und interpretationsfrei dargestellt. Die Durchschnittsgeschwindigkeiten (Tourensport) sind mit 32,91 bzw. 32,51 km/h für die beiden Etappen angegeben. Die sechs Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) sind mit Sollzeiten und Streckenlängen beschrieben. Neben besetzten gibt es unbesetzte Orientierungskontrollen (OK) in Form von „Baumaffen“.
Folgende Textbausteine bedürfen im Bedarfsfall der Anpassung: „In einigen Bereichen wird nach Chinesenzeichen gefahren. Zusätzlich besteht die Aufgabenstellung aus Kartenabdrucken in …“. Richtig ist: Chinesenzeichen finden sich lediglich für die Überführungsetappe vom Vorstart zum Start. Ab dann gibt es ausschließlich (und nicht „zusätzlich“) die Aufgabendarstellung in der Topographischen Karte, durchgängig im Maßstab 1 : 50.000. Die Karten mit Höhenliniendarstellung sind sauber in schwarz-weiss reproduziert, die Gründarstellungen der Originalkarte erscheinen in leicht abgestuften Grautönen. DieFahrtaufträge sind in „rot“ eingetragen und alle sehr gut lesbar. In der Regel ist bei diesem Kartenmaßstab die Lupe ein unentbehrliches Hilfsmittel.  Die Streckenlängen und Sollzeiten der GLP`s finden sich lagegenau noch einmal in den Kartenausschnitten wieder. GLP 1 und 2 sind, als Rundkurs angelegt, mit herausgezogenen kleinen Skizzen vergrößert dargestellt. Mit Symbolen eingetragene Tankstellenstandorte sind für den einen oder anderen Teilnehmer sicherlich hilfreich.

15 Minuten vor dem Vorstart wird das Bordbuch ausgehändigt, hinreichend Zeit, um eine Reihe von Fahrtabschnitten durchzuarbeiten. Ein weiteres Zeitbudget ergibt sich in der Phase vor dem Start.

Die Fahrzeitbudgets für die beiden Etappen sind ausreichend dimensioniert. DieStreckenführung ist sehr gut gewählt und bringt im Wechsel von kleineren, wenig befahrenen Nebenstraßen, asphaltierten Wirtschaftswegen und Abschnitten auf Kreis-, Land-  und /oder Bundesstraßen hinreichend Abwechslung. Die Fahrtaufträge lassen sich selbst mit einem durchschnittlichen Erfahrungshintergrund im Leistungsbereich „Tourensport“ gut bewältigen; die stummen Kontrollen sind alle gut sichtbar aufgestellt. Schon während des Tages wird klar, dass sich Sieger und Platzierte über die Abweichungen von den Sollzeiten bei den GLP´s ergeben würden.

Da nach dem ersten Ergebnisaushang (gegen 21.30 Uhr) für viele Teilnehmer ihr individuelles Ergebnis fest zu stehen schien, trat zu diesem Zeitpunkt bereits ein erheblicher Teilnehmerkreis die Heimreise an, darunter auch der Autor dieses Berichts. Wegen der besonderen Bedeutung sei der dann von einem Teilnehmer eingelegte Protest hier kurz dargestellt.

Zur GLP 4 wurde in den Durchführungsbestimmungen eine Fahrzeit von 56 Minuten angegeben. Im Text heißt es: „Sie starten nach Funkuhr!“ In der Örtlichkeit ist demgegenüber eine Lichtschranke installiert. Der Streckenposten bestätigt auf Nachfrage ausdrücklich, dass nach Lichtschranke gestartet werde. Leider hat es der Veranstalter versäumt, diese Änderung im Startmodus ordnungsgemäß im Wege eines Bulletin-Aushangs bekannt zu geben. Aus Teilnehmerkreisen wurde dem Autor berichtet: der Protest gegen die beschriebene Änderung des Startmodus wurde ordnungsgemäß eingelegt, vom Sportkommissar behandelt und vom Schiedsgericht mit der Maßgabe beschieden, dass die gesamte Wertungsprüfung zu annullieren ist. Dadurch  haben sich zwischen dem ersten Ergebnisaushang und dem offiziellen Endergebnis zu Gunsten bzw. zu Lasten von Teilnehmern Änderungen in der Platzierung ergeben.

Dass der Protest rechtlich und tatsächlich korrekt war und absolut sauber, regelkonform und transparent zur Entscheidung geführt wurde, ist unstrittig und – da es eine Vielzahl anderer und in der Problemlage ungleich kritischerer Beispiele gibt –  insoweit hinsichtlich des Verfahrensablaufs vorbildlich.
Dass allerdings die Abweichung in der Technik des Startmodus – Funkuhr vs. Lichtschranke -  einen solchen Protest auslöst, ist bei einer Veranstaltung dieser Qualität kaum noch nachvollziehbar und unverständlich. Wer bei dieser Veranstaltung an den Start geht, sollte beide Starttechniken so weit beherrschen, dass eine solche vom Veranstalter sicherlich nicht willkürlich vorgenommene Änderung keinen Anlass zu einem Protest geben dürfte.

-Dr. Rolf Tiggemann

Zum Seitenanfang