Rainer Keuser und Bernhard Stein wollten zum Jahresendabschluß noch einmal gemeinsam an einer Rallye teilnehmen. Die Snow-Rallye in Luxemburg bot sich dafür an, weil man hier auch mit jüngeren Fahrzeugen fahren darf und die Oldtimer in der Garage bleiben können.

So wurde der Landrover Freelander als Fahrzeug abgesprochen. Nach der Ausschreibung gab es eine Experten- und eine Touringklasse. Das Reglement war schon schwer verständlich und drohte mit komplizierten Aufgabenstellungen, sodass die Nennung in der Touringklasse abgegeben wurde, uns wurde hierzu die Start-Nummer 22 zugeteilt.

Kirsche Snow Rallye 2015 H J Kirschbaum Snow Rallye 2015

Morgens in Hoscheid angekommen, konnte man im Startlokal schon mehrere Muster-SK bewundern. Alle mit schwarzer Schrift auf gelbem Grund. Allerdings in mehreren Ausführungen mit Ziffern und Buchstaben, drei verschiedene Modelle mit und ohne Leuchtstreifen und in verschiedenen Größen. Besonders putzig war das Modell, welches noch kleiner als unsere Moped-Versicherungskennzeichen war.

Bernhard Stein Snow Rallye 2015 Fahrerbesprechung Snow Rallye 2015

Dann die Fahrerbesprechung. Leider sehr kurz und knapp und sie gab uns wenig Hoffnung, alles richtig verstanden zu haben. Verstanden hatten wir aber, dass Zeit in der Veranstaltung wohl keine Rolle spielt und man Abends rechtzeitig da sein sollte, um noch etwas zu Essen zu bekommen... Danach ging es auch schon auf den Start zu. Die ersten 5 Startnummern wurden aufgerufen, um die Unterlagen abzuholen. Danach Stille und keine weiteren Durchsagen, aber der Raum leerte sich immer mehr... Die Nachfrage bei den Verantwortlichen, wann unsere Startnummer denn dran sei, ergab die Antwort: Ihr könnt die Unterlagen doch schon haben und losfahren! Das hatte zuvor aber gar niemand gesagt.

Also mit den Unterlagen nach Draußen gelaufen und da sah man noch einige Teilnehmerfahrzeuge ungeordnet losfahren, die Mehrheit war wohl schon weg. Das fängt ja schon mal gut an?

Die Unterlagen bestanden überwiegend aus unkilometrierten Chinesen, aber auch aus mehreren Kartenausschnitten. Als Besonderheit gab es zwei Etappen, die als virtuelle Gleichmäßigkeitsprüfung bezeichnet waren. Diese Etappen gingen sowohl über Chinesen als auch über Kartenausschnitte. Hier mußte man die Entfernung zwischen Start und Ziel messen. Mangels Tripmaster wurde hier der Tageskilometerzähler eingesetzt. Am Ende dieser Etappen mußte man die gefahrene Entfernung anhand des vorgegebenen Schnitts in Sollzeit umrechnen und diese Zeit im Bordbuch eintragen. Für was es welche Strafpunkte geben würde war in keinerlei Unterlagen zu erkennen!

Auf der ganzen Strecke galt das Einbahnstraßengebot sowie das Verbot des Kreuzen und Querens. Zusätzlich gab es noch grüne Markierungen, bei denen das Einbahnstraßengebot aufgehoben war. Die Erläuterungen hierzu hatten uns mehr verwirrt als geholfen. Insbesondere in den Chinesenzeichen auf den Parkplätzen war das Chaos programmiert, alle kreuzten hin und her und waren der Verzweiflung nahe; wir auch.

Als es dann Dunkel wurde, kam stellenweise auch noch dichter Nebel auf. Wir waren fertig mit der Welt und wunderten uns lediglich, dass wir öfters einige Verfolger dicht an uns dran hängen hatten. Besonders hartnäckig war das Ehepaar B. aus D., welches auf allen größeren Rallyes mit verschiedenen Porschemodellen oder ihrem Buckelvolvo erscheint, bekanntermaßen aber keinerlei Orientierungssinn hat. Wenn wir anhielten, hielten sie auch an und wenn wir wenden wollten, konnten wir nicht zurücksetzen, weil sie uns an der Stoßstange klebten.

Ja und zum Schluß kam dann im Ziel für uns der große Hammer: Weil die Bordkarte Nr. 3 schon lange voll war, hatte ich auf der Rückseite Linien gemacht und dort weitergeschrieben. Es kann ja mal passieren, daß auf der Rückseite der Druck vergessen worden ist. Die Zielmannschaft darauf hingewiesen, antwortete: Wieso habt ihr die Bordkarte denn nicht in dem Autohaus unterwegs abgegeben, dort gab es doch eine neue Bordkarte? Wir waren fertig mit der Welt. Unterwegs hatten wir sonst an Kontrollstellen mit roter Fahne neue Karten erhalten. An dem Autohaus hatten wir zwei Runden um das Haus drehen müssen und 2x einen Selbststempler gefunden, aber keine rote Fahne oder gar ein Kontrollteam gefunden. Klar war da einiges los gewesen, weil viele Teams im Dunkeln da rumstanden, in den Unterlagen rumwühlten und um das Haus rumkreisten, wir ja auch. Das mit dem Autohaus hatte so in den Unterlagen nirgendwo eindeutig gestanden und wir dachten schon, wir können jetzt nach Hause fahren. Dann aber die Aussage, das sei wohl alles nicht schlimm...

Im Ziellokal um 19:20 Uhr angekommen, konnten wir dann in der Unterhaltung mit anderen Teams erfahren, welche Fehler wir mit Sicherheit gemacht hatten. Aber auch, daß wahrscheinlich die Hälfte aller Teilnehmer das mit dem Bordkartenwechsel im Autohaus auch nicht mitbekommen hatte. Wahrscheinlich war das wohl das Autohaus des Veranstalters und allen Insidern bestens bekannt. Naja, wir sind halt nicht aus Luxemburg. Übrigens sahen einige Autos aus, als hätten sie sich gemeinsam mit einer Herde Wildschweine im Schlamm gewälzt. Gut, dass wir nicht mit dem Oldi dort waren!

Um 21:20 Uhr kam dann während des Abendessens auch das Team Tintrup - H.-J. Kirschbaum an, Essen war aber auch für die Beiden noch genug da. Zwischendurch ging es dann auch mit der Siegerehrung los. Durchgehalten hatten (lt. Internet-Ergebnisliste) 47 Teams in der Klasse Touring und 20 Experten. Erklärungen oder Aushänge gab es vor der Siegerehrung nicht. Leider war von den Durchsagen so gut wie nichts zu verstehen, man konnte lediglich die Namen ansatzweise deuten. Das Team B. aus D. kam auf den 40. Platz, das Team Tintrup - Kirschbaum auf den 38. Platz. Von uns nichts zu hören... Sind wir so schlecht gewesen, daß wir erst gar nicht genannt wurden? Oder hatten wir bei der schlechten Akustik noch nicht mal unsere eigenen Namen verstehen können?

Es ging so langsam zu Ende und wir waren uns einig, dass dieses Abendessen eigentlich kein Grund gewesen sei, so lange dort zu bleiben. Dann wurde der 1. Platz aufgerufen und man konnte bei gutem Willen die genannten Namen tatsächlich irgendwie als Keuser und Stein verstehen, aber das Fahrzeug Landrover war nun ganz eindeutig! Das sollten tatsächlich wir sein? Ja, so war es. Wir bekamen zwei riesige Pokale und noch einen Zusatzpokal als bestes Team in einem Landrover.

Bernhard Stein Rainer Keuser Snow Rallye 2015 Pokale Snow Rallye 2015

Damit hatten wir nun ganz und gar nicht gerechnet. So konnten wir dann freudig überrascht Richtung Heimat fahren. Rainer war so in Stimmung, dass er in St. Vith schon an dem Platz vorbeifuhr, an dem mein Auto geparkt war und ich konnte ihn so gerade vor der Autobahnauffahrt noch abbremsen.

Aus der Ergebnisliste im Internet konnte man dann mehr lesen. Als uns bisher vollkommen unbekannte Version gab es auch noch einen Koefizienten für das Baujahr. Das bedeutet, daß ältere Baujahr leicht bevorzugt wurden. Hiermit kann man wunderbar Punktegleichheit vermeiden, gar keine schlechte Idee! Das könnte man vielleicht auch bei anderen Fahrten mal ins Auge fassen und auf die Fahrzeugaltersklassen verzichten.

Weitere Infos unter: www.snow-rallye.lu

Bernhard Stein

Pokale Snow Rallye 2015

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